Der Amputationsfetischismus, auch Akrotomophilie (aus dem Griechischen „κρότομος“, wörtlich: mit der Spitze abgeschnitten“ (aus ἄκρον akron „die äußerste Grenze“ und -τομος -tomos aus τέμνω temno „Ich habe“) und φιλία philia „die Liebe“) ist die Paraphilie, in der das Individuum starkes sexuelles Interesse an Amputierten ausdrückt. Es ist ein Gegenstück zur Apotemnophilie, dem sexuellen Interesse daran, selbst ein Amputierter zu sein.
Überblick
Akrotomophile, also Personen, die dem Amputationsfetischismus frönen, können von Amputierten für attraktiv gehalten werden, weil sie die Art und Weise mögen, wie Amputierte aussehen, oder sie können den Stumpf des Amputierten als ein phallisches Objekt betrachten, das für sexuelles Vergnügen verwendet werden kann. Akrotomophile mögen hin und wieder die Idee haben, den Amputierten während des sexuellen Aktes zu dominieren, und sie können auch mit dem Gedanken erregt werden, sich um einen Amputierten kümmern zu müssen.
Interessen und Verhaltensweisen
In einer Untersuchung von Akrotomophilen wurden Beinamputationen gegenüber Amputationen eines oder beider Arme und Amputationen eines einzelnen Gliedes gegenüber Doppelamputationen bevorzugt. Ebenso wurden bei den an Amputationsfetischismus solche Amputationen bevorzugt, die einen Stumpf der Amputationen zurückließen, gegenüber denen, die keinen Stumpf zurückließen. Einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahre 2007 zufolge halten sich die an Amputationsfetischismus Interessierten an Standardvorstellungen von Attraktivität in anderen Angelegenheiten außerhalb von Amputationen fest.
Mögliche Erklärung des Fetischs
Eine Erklärung für diesen Fetisch ist, dass er aus dem Wunsch resultiert, Diskontinuitäten im kollektiven Unterbewusstsein mittels Verzerrung der geometrischen Darstellung des Menschen, die traditionell fünf Punkte umfasst, sechs, wenn es um männliche Sexualität geht, und sieben, wenn Inkarnationen des Logos aus bestimmten religiösen Kulturen diskutiert werden.
Ethische Fragen
Manche Leute fragen sich, ob das Abtrennen von eigenen Körperteile oder der Körperteile an einem Partner aus Gründen sexueller Lust ethisch vertretbar ist. Für manche ist das Modifizieren des Körpers ein privates Ritual des Selbstbestimmung und der Wahlfreiheit. Psychiater können hinsichtlich dieses Verhaltens eine Körperintegritäts-Identitätsstörung diagnostizieren.
Terminologie
Um das Phänomen Akrotomophilie zu beschreiben wurde auch der Begriff Amelotatismus auch verwendet. Das sexuelle Interesse am Amputierten bezeichnet man als Apotemnophilie. John Money verwendete 1977 erstmals die Begriffe Autoapotemnophilie und Alloapotemnophilie, um das erotische Interesse zu beschreiben, als amputierter Mensch zu erscheinen, anstatt Amputierte als Sexualpartner zu wollen. Jedoch hat sich keiner der beiden Begriffe weit verbreiten können.